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Atrium des Staunens

4. November 2013 19:12 , Leave a Comment , admin

So begab ich mich denn in die tiefsten und unergründetsten Winkel meiner Selbst, an einen Ort, wo Schatten rauschende Feste feierten und Engel goldenes Blut aus hohlen Händen tranken, einen Ort, an dem Ritter ohne Rüstungen stolze Mädchen über Flüsse aus Tränen trugen. Eine Oase der Stille, ein Tal unendlicher Harmonie und Weite umgab mich, ließ meine eigene Person schmelzend zu einem ruhelosen Punkt inmitten eines Meeres voller Wörter werden. Blanke Stufen führten wendeltreppenartig nach unten. Berge verwirklichter Sehnsüchte und Schluchten ungelebter Träume taten sich vor meinen dürstenden Blicken auf. Wüsten asketischer Enthaltsamkeit bedrängt von wolkenzerfetzten Himmeln sinnlicher Wonne flogen an mir vorüber. Kaleidoskopartig verlief mein Abstieg. Tief, ja tiefer als tief, zum Urgestein, in die Katakomben ewigen Schweigens war ich gelangt. Durch ein mächtiges Tor, das sich an seinem oberen Ende in der Unendlichkeit verlor, betrat ich das Atrium meines Staunens. Ein von gleißendem Licht umfluteter Raum, dessen diamantene Strahlen mich augenblicklich erblinden ließen, erstreckte sich in ungeahnte Höhen. In der Mitte allen Glanzes, auf einem Thron aus reinstem Kristall saß ein weißes Männlein in einen weiten, schwarzsamtenen Mantel gehüllt. Mit einem Blick, aus dem mir tausend Sterne funkelnd zuzulächeln schienen und einer Stimme so hell und klar wie ein blassblauer Bergbach, sprach es: „Fürchte dich nicht. Denn du bist es selbst, den du hier sitzen siehst.“ – Da wusste ich, dass Alles verloren war.

Posted in: Parabeln

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