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Steppenwolf-Abende

26. Oktober 2013 19:00 , Leave a Comment , admin

Oft, an Abenden, die im Nachhinein immer kurz und schnell vergangen scheinen, tunke ich meinen übereifrigen Kopf, der alles will und für nichts Geduld hat, in Bücherrücken, die mir stumm die Antwort verweigern auf die Frage, wie ich meine Tage füllen soll, wieso ich Nächte todtrinke, Worte gegen Menschen und Verse gegen den Stundenzeiger der alten Schreibtischuhr schleudere. Wieso rauche ich Zigarren? Wieso lege ich Wert auf Stil, gute Kleidung, geschliffene Worte, alten Rum und Steppenwolf-Romane? Wieso fühle mich unvergleichlich wohler, wenn ich im Begriff bin eine hübsche Frau mit meinen Träumen zu beeindrucken, dabei ein Feuerwerk der Bildung und Kultur zu verbrennen, sie in meine funkelnde Welt der im Verborgenen vor sich hindämmernden Metaphern einzulassen und ihr dort ein heißes Lager zu bereiten? Wieso treibt mich der Wunsch nach Bestätigung dazu, Bekanntschaften nicht im Sand der Zeit verwehen zu lassen? Wieso suche ich ständig das Gespräch, den Tango, die Feste auf, um taumelnd und lachend mich im Rausch zu ergehen? Ist es die alte Suche nach Inspiration, die mich Leben lässt wie Klingsor, der neun Leben hat?

Wie schön wäre es doch einmal zur Ruhe zu kommen und in der himmlisch-ungepeitschten Harmonie eines klaren Tagesablaufs gefangen zu sein. Acht Stunden zu arbeiten, zu essen, sich dann bei einem hellen Bier einen heiter-vergnüglichen Feelgood-Film anzuschauen, und danach, am Abend, müde und nichtsdenkend ins Bett zu fallen, zufrieden mit seinem ehrlich geleisteten Beitrag zu dem Null-acht-fünfzehn-leben der anderen. Und das immerfort, Tag um Tag, Nacht um Nacht, nur unterbrochen von Geburtstagen alteingesessener Bekannter, die nichts mit einem gemein haben, die man aber trotzdem trifft, weil das ja alle so machen, weil man eine Freizeit haben muss, und nur derjenige zivilisiert ist, der sich um sein Privatleben sorgt, indem er Spaß hat, Sport treibt, Verantwortung übernimmt oder sich auf sonst eine völlig harmlose Weise erbaut.

Schicksal wäre hier nur ein Traum, Liebe Teil der literarischen Welt und ich wäre 20.000 Euro wert, zumindest für meine Versicherung, die meinen Tod schon verteufelt genau berechnet hat.

Ich entscheide mich, doch meine Zigarre anzuzünden.

Posted in: Uneigentliches Tagebuch

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