Zeitgeist-Literatur
  • Der Blog
  • Zeitgeist-Literatur
  • Tage und Szenen
    • Augenblicke und Perspektiven
  • Lyrik
    • Buch der Sinne
    • Venusverse
    • Hymnen an die Nacht
  • Erzählende Prosa
    • Erzählungen
    • Parabeln
  • Literaturwissenschaftliches
    • Literaturwissenschaftliche Studien
  • Feuilletonistisches
    • Über Literatur
    • Über Filme
    • Über Kultur und Zeitgeist
  • Uneigentliches Tagebuch

Die Fremde

24. September 2013 13:16 , 1 Comment , admin

Schon lange liebe ich dein fremdes Wesen,

fremd dieser Welt und diesem Tag.

Schon lange atme ich die Schwingung,

mit der dein Gang die Straßen streift

und deine Hand den Bogen streicht –

so zart und leicht.

Schon lange liebe ich die Stille,

die deine Augen in die meinen zeichnen.

Schon lange liebe ich die Träume,

die wir jetzt jagen, wenn wir beieinander sitzen

und wenn wir gehen, auf den alten Wegen,

ist es, als ob wir neue Welten fänden.

Schon lange lebe ich in diesem Lächeln,

das deinen Mund umrauscht wie Sommerbrandung

und mich hineinstürzt in dein fremdes Wesen,

so wie ein Sturm das Segel in die Brandung.

Posted in: Venusverse

Dämon vor dem roten Herbst

13. September 2013 09:17 , 3 Comments , admin
 
An jenem Tag
im roten Herbst
küsste ein Blatt den Spiegel meines Sees
und fremde Winde längst vergangner Stunden
trieben es leicht ans Ufer
deines Herzens.
 
Dämon, 
der du mir vor dem roten Herbst erschienst
und mir auf meine Insel folgtest:
Ich liebe deine Augen, 
die scheuen, schlimmen, 
die stolz wie sterbend’ Flammen blicken
und stumm bewegt 
von dunklen Stimmen
mit meinem Blatt gen Abend schwimmen.
 
An einem Tag
im roten Herbst, 
da ich im Spiegel dich erkenne, 
wird mir’s auf einmal allzu schwer, 
dass diese Winde längst vergangner Stunden, 
dies Blatt so furchtbar leicht
ans Ufer deines Herzens trieben.

 

 
Posted in: Venusverse

Rausch und Jagd

7. September 2013 13:41 , Leave a Comment , admin
Rausch und Jagd waren Götter, denen wir in diesen Jahren huldigten. Tage vergingen wie Stunden, Wochen wie Tage. Rauschhaft wollten wir die Welt um ihr Geheimnis bringen. Wieso auch nicht?
Natürlich gab es mitunter auch Tage stumpfsinnigster Langeweile zwischen den elysischen Stunden, die unser Leben mit Glanz und Sinn erfüllten. Matte Tage, die wir größtenteils vagabundierend in den Einkaufsstraßen, Geschäften und Cafés unserer Stadt meuchelten. Trotzdem war uns das Leben, gerade auch in solch unwilligen Stunden der Tatverweigerung, ein Geschenk. Obwohl wir plötzlich mit unserer eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert, auf nichts als unsere eigene Person zurückgreifen konnten, war uns das Leben an sich nie langweilig. Es war die Routine, die wir flohen. Um jeden Preis, und kostete es uns unsere Ruhe, wollten wir verhindern, dass diese von unserem Alltag Besitz ergriff und unser abenteuerliches, von Vergnügung zu Vergnügen jagendes Leben zum ersticken brachte. Wir wussten mit prophetischer Gewissheit, dass  hinter jeder Ecke dieser Welt ein neues Abenteuer unser harrte. Und so duldeten wir vorübergehende Stunden des müßigen Müßiggangs mit der stoischen Ruhe von Männern, die wissen wann der Zeitpunkt gekommen sein würde, Taten zu zeitigen. Wir waren ein eingefleischtes Team. Unsere Sehnsucht nach dem Duft der Frauen war grenzenlos und darin unterschieden wir uns von anderen Vertretern unseres Geschlechts. Uns genügte es nicht mit den Frauen zu schlafen, denen wir begegneten. Wir wollten sie besitzen, sie an uns fesseln, bezaubern, uns zu ihrem Götzen aufschwingen. Obwohl wir uns nie mit Einer Einzigen zufrieden gaben, verliebten wir uns doch ausnahmslos in alle dieser wunderbaren Geschöpfe. Sie alle erinnerten uns daran, dass das menschliche Leben göttlich ist, dass es da draußen ein allmächtiges Wesen gab, das unserem Dasein einen Sinn gab. Um es auf eine Bezeichnung zu bringen: Wir waren romantisch-besessene Mystiker. Uns faszinierte das Unerklärliche, das Geheimnis. Und doch wollten wir es enthüllen, versuchten zumindest ihm mit jedem erfolgreichen Aufriss ein wenig mehr auf den Grund zu gehen. Das Paradoxe daran war: Hätte uns das Schicksal das unendliche Geheimnis enthüllt, dessen vollkommenste Verkörperung auf Erden für uns die Frau war, wir hätten den Göttern geflucht und uns mit fürchterlichem Lachen ins Unglück gestürzt.
Posted in: Augenblicke und Perspektiven, Tagebuch, Uneigentliches Tagebuch

Abends im Café

7. September 2013 12:48 , 1 Comment , admin
Wenn du am Abend
in schwüle Cafés trittst,
lichterumwittert,
menschenumsäumt,
vergiss die Spiegel,
die an den Wänden harren
stumm und groß
und von Lippen erzählen,
von Lippen im Lachen
und lustigem Leben,
von durstigen Küssen
und Mitternachtstränen
und Meeren, die in Herzen sind.

Das Meer bist du,
die Seele deine Wellen,
und kommt ein Segel dich zu lieben,
die Winde deiner Tiefe fassend,
so nimm es zärtlich in die Brust
und reise mit ihm fort
auf Sonnen, die dich tragen
solang dein Mond dir teuer ist.

Posted in: Buch der Sinne

Sonnenstunden

24. August 2013 23:05 , Leave a Comment , admin

Sonnenstunden –
und der Tag stößt deine Lider
ins Dunkle,
wo die Stille ist und deine Bilder.

Erst dort erkennst du,
wer du wirklich warst.
Erst hier wirst du zu dem
was wahr ist,
an dir, an mir, ja an uns allen,
und breitest dich unendlich aus,
wie eine Knospe, die sich dunkel öffnet
den Wolkenwelten über ihr
– ganz ohne Willen.

Posted in: Buch der Sinne

Taucher und Philosoph

14. August 2013 00:20 , Leave a Comment , admin
Ich will das Leben als Spiel begreifen und in dem ich das tue, allen Ernst aus meinen Handlungen nehmen. Wenn ich in Zukunft alles spielerisch und mit zwinkerndem Auge tue, lege ich dann nicht einen viel feierlichen Ernst an den Tag, als all die Millionen, die das Leben als Kreuz ansehen, das es zu tragen gilt, soweit es geht? Ja, das Paradox erreicht im Licht der Wahrheit eine in der Semantik der Sprache sonst unerreichte Strahlkraft. Es kommt nicht darauf an, was man schreibt – Hauptsache man schreibt. Denn im Schreiben halten wir unsere Gedanken fest, zwingen sie in eine bestimmte Form, errichten ihnen einen Sarkophag, der es uns erlaubt, unserem eigenen Wesen auf den Grund zu gehen. Auf den Grund einer Sache zu gehen, war schon immer die Aufgabe der Taucher und der Philosophen. Doch was ist  denn der Taucher, wenn nicht Philosoph? In der Tiefe suchend, erforscht er das Unergründete und Vergessene. Beide verbindet die Neugier. Beide bewegen sie sich in lebensfeindlicher Atmosphäre, weit unter dem Radar der träumenden Mehrheit.
Posted in: Tagebuch , Tagged: Leben, Philosoph, Spiel, Taucher, Vergessene

Wortgebäude

26. Juni 2013 19:30 , Leave a Comment , admin

Ich sitze an meinem Schreibtisch und errichte Wortgebäude. Gebäude, die auf materieller Ebene keinen Halt finden, geschweige denn in irgendeiner „Form“ zu begehen sind. Dennoch sind es Gebäude, weitläufig und bewohnt. Die  Bewohner dieser geistigen Machwerke, zahlreich und eitel, füllen die Zimmer – manche eng und klein, andere wiederum groß und geräumig – mit ihrer ungreifbaren ideellen Präsenz. Sie nennen sich Gedanken und bewohnen diese aus Buchstabenziegeln gefertigten, verschachtelt zeitlosen Behausungen erst seit Kurzem. Da viele jener ewig alternden, niemals zur Ruhe kommenden Individuen  aus verschiedenen Familien stammen und diverse Anschauungen vertreten, trotzdem aber (oder gerade deswegen) oft gezwungen sind, auf engstem Raum miteinander auszukommen, kommt es unter ihnen häufiger zu Zwistigkeiten und Auseinandersetzungen, die bisweilen in wahren Wortschlachten ihren epischen Höhepunkt erreichen. Die Opfer dieser beispiellosen Szenen sprachlicher Gewalt, die langsam verendend auf der Straße der Schlussfolgerung aufhören zu existieren, sind meistens die Edleren unter dem Gedankenvolk: die Ideale. Sie haben sich vor allen Anderen bis zuletzt eine  erhabene Würde,  eine Aura von Tugend und Wahrhaftigkeit bewahrt. Darum beneiden sie auch viele der einfältigeren, niederen Gedanken, verhöhnen sie und trachten ihnen nach dem Leben.

Ich sitze an einem Schreibtisch und errichte Wortgebäude, die den Verfolgten unter meiner geistigen Untertanen Asyl gewähren.

Posted in: Augenblicke und Perspektiven

Kleine Meinung zu Andreas Dresens „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“– FAS vom 2. September 2012

23. Juni 2013 23:05 , 1 Comment , admin

Screen Shot 2013-06-23 at 23.00.15

Posted in: Über Filme

Das Pochen der Liebe

23. Juni 2013 22:38 , 1 Comment , admin
Einst versagt’ ich mir die Liebe,
traurig sagte sie zu mir:
Leben, lachen können viele,
Lieben können, das ist schwer.
Darauf schwand sie schluchzend von mir
und ich blieb allein zurück.Tage lebt’ ich, schuf mir Nächte,
lachte tapfer, leerte Becher,
rauschte jugendlich durch Feste,
trank mir Küsse,
brach mir Herzen
bis ein zweites Mal die Liebe
leis’ an meine Türe pocht:
Bin gekommen dich zu lieben,
dich in meine Brust zu nehmen,
mit dir Herz und Lust zu teilen,
kurz, mit dir in Glück zu leben.
Da lachte ich und ließ sie reden,
und küsste sie und ließ sie gehen
drauf wartend, dass sie noch mal käme
zu teilen mit mir Lust und Leben.
Ich wartete bei meiner Türe,
und sah die Tage wieder wogen
und leerte Becher bald wie früher,
und schuf mir Feste, trank mir Küsse,
und rauschte, älter jetzt, durch Feste
und warte noch
und lächle noch und mache Verse
und horche auf ein Pochen
das kommen wird,
das kommen muss,
sonst liebe ich – und bin verloren.
Posted in: Venusverse

Am wechselnden See

6. Juni 2013 22:56 , Leave a Comment , admin

Wenn man an einem ruhigen, schwülen Sommerabend allein oder mit Freunden am wechselnden See sitzt, dessen Spiegel man schon lange kennt – wie einen flüchtigen Bekannten, dem man jede Woche mit leichtgeschenkter Sympathie am selben Ort begegnet, obwohl man nicht sein Alter kennt, geschweige denn die äußeren Pfade seines Lebens – wenn man alles Gehen, Wehen, Werden plötzlich (ganz kurz) in diese unscheinbaren Züge schreibt, weiß man wieso nichts dauert und trotzdem alles ewig ist. Man liebt dann viel stärker, weil Fühlen und Erkennen zusammenstürzen, wie große Tempel längst vergang’ner Völker, die eines Nachts vom leichten Wehen einer Brise erschüttert werden und zu Staub verdonnern. An solchen Tagen, wo die Dinge seltsam hell erscheinen, liebt man das Wasser, weil es niemals ruhig ist, den Wind, weil er die Stirne kühlt, die Düfte mancher später Sommermagnolie, weil ihre Süße entzückt – ganz ohne Forderungen an den Geist zu stellen, oder die Stille.

Wenn man dann sein Bewusstsein öffnet und in der warmen Luft baumeln lässt, seine Pflichten gegenüber der Welt, vom eisig brandenden Campari begleitet, dankbar als Spiel begreift; wenn man sich auf einmal all’ der Schönheit besinnt, die sich zwischen der matt ausbreitenden Wirkung des Alkohols, dem von fern und nah klingenden Gesprächen, dem unschuldigen Weiß des Tischchens, an dem man sitzt, ausbreitet wie ein Lied aus hundert Stimmen – wenn man sich so treiben lässt und die Gedanken weit aufs Wasser gleiten, und noch weiter, über die dämmernden Berge, ins Land, das man liebt, wo wild die Sehnsucht dunkel blüht und Mädchen lachend Küsse schenken, dann hält man eigentlich schon den Schlüssel in der Hand, den Epikur im Garten fand.

Posted in: Augenblicke und Perspektiven

Post Navigation

« Zurück 1 … 3 4 5 6 Weiter »

Zeitgeist-Literatur hier gratis abonnieren

RSS

Neueste Beiträge

  • Auf der Rückseite des Mondes – Zu Michel Houellebecqs Roman „Serotonin“
  • Wieso ist die Liebe blind?
  • Der Tod und das Schweigen
  • Sonnenlieder
  • Die Vermessung der Welt von gestern

Kategorien

  • Augenblicke und Perspektiven
  • Buch der Sinne
  • Der Blog
  • Erzählungen
  • Hymnen an die Nacht
  • Literaturwissenschaftliche Studien
  • Parabeln
  • Tagebuch
  • Über Filme
  • Über Kultur und Zeitgeist
  • Über Literatur
  • Uneigentliches Tagebuch
  • Venusverse

Neueste Kommentare

  • Constantin Decker bei Wiedergeburt
  • Mirna Wildhaber bei Vorlesung
  • their explanation bei Tage und Szenen
  • Sylvia bei Vorlesung II
  • David bei Vorlesung
© Copyright 2025 - Zeitgeist-Literatur
Vortex Theme by WPVortex ⋅ WordPress
Impressum